Dutch Chapel - Ein Patriarch mußte sterben!
Das Osmanische Reich nahm mit Holland die ersten diplomatischen Beziehungen 1612 auf. Im Gelände der Gesandtschaft entstand natürlich auch eine Kapelle für die in Istanbul sesshaften Vertreter des Tulpenvolkes.
Tulpen? Ach, das ist ja wieder ein anderes Kapitel.
Nach einem Brand 1831 wurde die Kapelle erneuert. Heute treffen sich hier englisch sprechende Christen der Unionskirche, der "Union Church".
Die Kellergeschosse der Kirche, dienten früher als Gefängnis.
Eine schillernde Figur, der sechsfache Patriarch von Konstantinopel Kyrillos Loukaris, (geb. 1572 in Heraklion), griechischer Theologe, muss hier unbedingt erwähnt werden.
Loukaris, der sogar auch mal das Amt des Patriarchen von Alexandrien inne hatte, schloss sich nämlich der Reformationsbewegung
an. Er war öfter hier zu Besuch und hat mit holländischen Theologen diskutiert. Loukaris suchte
die Unterstützung der Protestanten und ließ seine Confessio Fidei Orthodoxae 1629 in Genf erscheinen. Er kritisierte darin die orthodoxe Kirche und vor allem deren Bilderverehrung und die
Fürbittegottesdienste für die Toten.
Da der Calvinismus im Osmanischen Reich bedeutungslos war, hatte er auch nichts zu befürchten. Sein Wiedersacher, Kyrillos Kontares, der vom Jesuitenkolleg Galata stammte, sicherte sich hingegen die Unterstützung ausgerechnet der katholischen Kirche, die durchaus bestrebt war, in Konstantinopel Fuß zu fassen. Sein Gegenspieler und Nachfolger Kontares ließ ihn am 24. September 1638 zum Ketzer erklären. Auswirkungen hatten seine Schriften auf das westliche Zarenreich (heutiges Polen, Ukraine, Rumänien), wo der Calvinismus auf fruchtbaren Boden stieß. Papst Urban nannte ihn „Sohn der Dunkelheit, Höllenreiter“.
Selten waren Orthodoxe und Katholiken sich so einig.
Die Entledigungsmethode war äußerst "byzantinisch": In Sultanskreisen verbreitete man das Gerücht, Patriarch Loukaris sei ein Russenspion.
Sultan Murat IV. ließ ihn am 27. Juni 1638 auf einem Schiff von Janitscharen auf dem Bosporus umbringen.
In alten Städten wie Istanbul ist jede Ecke ein Tatort.
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