Der Tag des Drachentöters
Heiliger Georg auf Büyükada
Einer der häufigsten männlichen Vornamen im christlichen Abendland ist Georg, George, Giorgio oder wie die Türken den Griechen nachahmend sagen: Yorgo. Wer kennt ihn nicht?Georg ist ein Heiliger in der katholischen Kirche. In der orthodoxen ist er mehr: ein Märtyrer. Gelebt hat er wohl im 3. Jahrhundert und möglicherweise ist er ein Zeitgenosse des christenfeindlichen Kaisers Diokletian, der für viele Massaker verantwortlich ist. Gestorben ist er nach der Überlieferung am 23. April 303.
Wahrscheinlich stammte dieser Verfechter des Christentums aus Kappadokien. Dort sieht man fast in jeder Kirche ein Bildnis von ihm. Aber im ganzen Vorderen Orient ist er hoch verehrt. Ja, es gibt sogar ein Land, das nach ihm benannt wird: Georgien!
Er wird sehr oft als Reiter mit einer Lanze in der Hand dargestellt - unter den Hufen des Pferdes liegt ein Drache, und seine Lanze richtet sich gegen das Ungeheuer: Georg, der Drachentöter! Die Drachenlegende ist wie in vielen Rittermärchen: Er rettet eine Königstochter (natürlich Jungfrau) vor einer Bestie (Drache). Unser Held tötet das Ungeheuer. Die Jungfrau war ein Opfer, das der Drache von der Bevölkerung forderte. Nach dem Erschlagen des Drachen ist das Land vom Bösen befreit und viele Menschen lassen sich christlich taufen.
Das Ungeheuer versinnbildlicht den Feind des Christentums: den römischen Staatskult!
Wahrscheinlich war Georg ein römischer Offizier, der Christ wurde, gegen die römische Staatsmacht kämpfte und die Christen beschützte. Er wurde geköpft.
Georg zählt zu den vierzehn Nothelfern und hilft vor allem bei Kriegsgefahren, Fieber, Pest und anderem. Er hilft gegen Versuchung und für gutes Wetter. Er ist Beschützer der Haustiere.
Das bekannteste Georgskreuz sieht man auf der Flagge Englands.
Jedes Jahr ist der 23. April Gedenktag des Hl. Georg. Ob in der Mönchsrepublik Athos, ob auf der großen Insel Prinkipo (Büyükada), in allen Georgskirchen wird des Tages gedacht, wobei sich religiöse Riten mit den volkstümlichen Mythen sich vermengen.
Auf dem 202 Meter hohen Hügel der Insel befindet sich das Kloster des Hl. Georg - Aya Yorgi.
Und jedes Jahr kommen Menschen aller Glaubensrichtungen hierher, um nach einem "Tempelgang" sich etwas zu wünschen: Ehe, gute Noten in der Schule, Kinder, Auto oder Geld...
Unterschiedlich gefärbte Kerzen sind dafür da, dass der Heilige auf einen Blick erkennen kann, was da gewünscht wird. Bäume dienen wie immer als Träger von Wunschsymbolen wie Stoff-Fetzen. Eine Besonderheit aber ist das Anbringen von Nähgarn am Gebüsch am Wegrand.
Die Griechen feiern dann in der Kirche ihren Georgstag und die anderen laufen singend zurück zu der Schiffsanlegestelle. Denn es ist meistens regnerisch in Istanbul am 23. April. Das weiß jeder schon als kleines Kind. Es ist auch der Gründungstag des Gegen-Parlamentes in Ankara 1920, das den Befreiungskampf gegen die Besatzer legitimieren wird. Dieser Tag ist den Kindern gewidmet und wird als Kinderfest gefeiert. Die Pennäler nehmen an Straßenzügen und Paraden teil und werden oft nass.
Hinterher wird man krank und hat keine Schule. Hurra!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen